Um 1800 wird Weimar zu einem literarischen und intellektuellen Zentrum der deutschsprachigen Kultur. Eine kleine Residenzstadt in Thüringen mit 1801 gerade einmal 6265 Einwohnern. In diesem Weimar treffen Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder, Johann Wolfgang Goethe und Friedrich Schiller aufeinander und schaffen literarische Werke, die im 19. Jahrhundert als vorbildhaft, als klassisch bezeichnet werden. In der Literaturgeschichte wird diese Periode als “Weimarer Klassik“ bezeichnet. Im gut 19 km östlich gelegenen Jena wird die Landesuniversität des (Gross)Herzogtums Sachsen-Weimar(-Eisennach) dank einer klugen Berufungspolitik des (Gross)Herzogs Carl August, beraten von Goethe, zum Zentrum der deutschen idealistischen Philosophie nach Kant. Um 1800 lehren hier Johann Gottlieb Fichte und Friedrich Wilhelm Joseph Schelling sowie Georg Wilhelm Friedrich Hegel.
Dank den Brüdern Schlegel, Ludwig Tieck, Clemens Brentano und Friedrich von Hardenberg (Novalis) wird Jena zur gleichen Zeit ein Treffpunkt der Frühromantik. Wichtigstes Sprachorgan der frühen Romantik wird die von den Schlegels zwischen 1798 und 1800 herausgegebene Zeitschrift “Athenäum“.
In Jena um 1800 wird die Welt neu gedacht. Literatur um 1800, das ist aber auch Heinrich von Kleist, der grosse Aussenseiter, der in kein literarisches Schema passt. Und da ist dann noch Friedrich Hölderlin, der zu einem der ganz grossen Dichter wird und weder der Klassik noch der Romantik zugeordnet werden kann. Nebenbei: 1800 findet in Wien die Erstaufführung der 1. Symphonie von Ludwig van Beethoven statt und 1801 die Uraufführung des Oratoriums “Die Jahreszeiten“ von Joseph Haydn.